Thursday, March 23, 2006

"Natürliche Schöneit kommt von innen"

So bewirbt irgendein Kosmetikkonzern irgendein Verjüngungsprodukt. Die Lady links im Bild - Cher - geht stramm auf die 60 zu. Sie ist immerhin ehrlich genug zuzugeben, daß ihre unnatürliche Schönheit von außen kommt. Begründung: "Im Showbusiness bedeutet alt zu sein dasselbe wie ausgestorben zu sein."

Cher mag zwar mittlerweile ein Frauenbaukasten sein und ihre Strümpfe gradeziehen, indem sie die Augenbrauen anhebt, aber immerhin macht sie es noch halbwegs offen und erweckt so den Anschein, sich treu zu bleiben. Was ich wirklich gespenstisch finde, sind 70jährige High-Society-Omas, die sich mit Bräunungscreme zuspachteln, Lippen und Lider mit Schockfarben decken, sich in ein Paar Shrink-to-fit Jeans zwängen, mit Pfenningabsätzen durch die Fußgängerzonen stöckeln und dabei todunglücklich aussehen. Es ist schade, daß man Menschen dazu überreden kann ihr welkendes Äußeres genug zu hassen, um so etwas zu tun.

Natürliche Schönheit existiert in der Tat. Man kann sie überall dort sehen, wo man der Natur ein wenig Spielraum bietet. Das funktioniert in der Regel ohne Skalpell und kleine rosa Dragees. Das Ergebnis sieht letztlich dann vielleicht nicht wie eine Barbie aus, aber dafür wie ein Mensch. Wie haben hier bei den Schotten eine kroatische Schwester, die uns bekocht. Die ist locker über 60, klein und etwas rundlich. Die hat mit Sicherheit außer an ihrem Haar seit Jahrzehnten nichts mehr an ihrem Körper verändert. Aber sie ist so, wie sie ist, schön anzuschauen, weil sie 100 Prozent Natur ist. Und nö, daß ist kein Euphemismus für "Die Alte ist spuckend häßlich, aber sie strahlt von innen her irgendwas aus". Das "von innen her" ist zwar auch da, aber es kommt noch erschwerend zu dem natürlich schönen Äußeren hinzu. Wenn Menschen exzessiv die Realität ihres Alters und Alterns verneinen, dann wirkt das auf mich immer ausgesprochen würdelos.

Nur damit Ihr wißt, wovon ich spreche: Das Photo rechts ist noch nicht mal dadurch zu entschuldigen, daß der Dargestellte - Phil Spector, 66, Musikproduzent und in den 60er-Jahren Erfinder der "Wall of Sound" - als manisch depressiv gilt, im Laufe seiner Karriere sicherlich mit der ein oder anderen besußtseisverengenden Droge in Kontakt gekommen ist und zum Zeitpunkt der Aufnahme wegen Totschlags vor Gericht saß. So eine Frisur ist einfach unsportlich und nicht einmal im Alter von 21 exculpabel.

Alles Liebe,
Alipius

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