Wednesday, May 17, 2006

Schon gehört?

Lloyd Cole war immer einer meiner ganz großen Favoriten. Mit den Commotions hat er drei Alben abgeliefert, von denen "Rattlesnakes" mit Sicherheit zu den Pop-Klassikern gezählt werden darf. Nach der Bandauflösung startete Cole eine Solo-Karriere. Das zweite Album dieser Phase trägt den netten Titel "Don't get weird on me, Babe" (1991). Hier findet man Lloyd Cole so ziemlich auf dem Höhepunkt seiner Kreativität.

Das Album ist zweigeteilt. Die ersten sechs Songs auf der CD sind mit satter Orchestrierung eingespielt. Der Opener "Butterfly" weist gleich mal ein ganzes Pfund Streicher und Pauken auf und erweist sich als ziemlich hartnäckiger Ohrwurm. "There for her" ist eine ganz klassische Lloyd-hat-Liebskummer-Nummer, die sanft einherplätschert und in der Mitte einen fies-leckeren Instrumental-Part hat. Bei "Margo's Waltz" glaubt man dann streckenweise schon, man hätte aus Versehen Papis "Best of Burt Bacharach"-Scheibe eingelegt, so elegant und Cocktailbar-mäßig geht's zur Sache. Der Siebenminüter "Half of everything" ist dann der erste Höhepunkt der Platte. Wieder geht's um Beziehungs-Unregelmäßigkeiten, serviert in einem klasse Popsong mit Background-Gesang und zwei Gitarrensoli. "Man enough", Titel Nummer 5, ist dann einer der beiden heimlichen Stars des Albums. Vier Minuten grenzenloser Percussion- und Akkordeon-Lässigkeit, garniert mit achttausend Hooklines und einem Spitzen-Chorus. Das sanfte und schöne "What he doesn't know" beendet dann den ersten Teil der Scheibe und "Tell your Sister" zeigt an, in welches Richtung es nun geht: Cole-Pop-Rock vom Feinsten. Streicher raus, Gitarre und Drums rein und ab die Post. Weiter geht's einmal country-mäßig in "Weeping Wine", rockig in "To the Lions" und cool in "Pray for it". Dann folgt mit "The one you never had" der zweite heimliche Star der Platte. Der Song dauert nur zweieinhalb Minuten, hat aber alles: Eine granatenmäßig-simple Hookline zu Beginn, eine eingängige Strophe und einen kurzen, aber feinen Chorus. Zu guter Letzt wird dann auf "She's a Girl and I'm a Man" noch mal ein wenig abgerockt.

Kurzweilig, vielfältig, gut. Ein Album, an dem man lange seine Freude hat.

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