Friday, July 21, 2006

Ein kurzes "Hallo!"

Seid gegrüßt, alle miteinander!

Nachdem sich nun einen Monat lang auf diesem Blog nichts getan hat, wollt ich mich mal kurz aus Klosterneuburg melden. Ich habe mich natürlich schon längst wieder eingelebt und bin voll in die üblichen Hauspflichten eingebunden. Die Mitbrüder sind alle wohlauf und kommen und gehen aus dem Urlaub und in den Urlaub, so daß die Zahl der Köpfe im Chor irgendwie immer konstant ist, man aber immer andere Gesichter sieht. Ich wollte ja jetzt eigentlich stöhnen und lamentieren, daß es hier in und um Klosterneuburg wahnsinnig heiß ist. Aber ich habe heute morgen in der Zeitung gelesen, daß es bei Euch noch viel wärmer ist. Also nehm ich die Hitze wie'n Kerl und wünsch Euch nur, daß Ihr nicht dehydriert.

Ich war vom 29. Juni bis zum 5. Juli in Schottland. Gerald und Anthony wurden zu Priestern geweiht und beide haben Josef, Max und mich eingelanden, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Es war ein wenig anders, als erwartet, denn obwohl beide für Glasgow geweiht wurden, gab es nicht eine Weihe in der Kathedrale, sondern zwei Weihen, jeweils in der Heimatpfarre. Somit hatten wir also in fünf Tagen zwei Priesterweihen und zwei Primizmessen. Fettes Programm.

Was gibt’s über Schottland zu sagen? Es ist ein sehr anderes aber auch sehr angenehmes Land. Der wohl größte Unterschied zu Deutschland oder Österreich oder Italien ist, daß - speziell in Glasgow - die Protestanten einen gewaltigen Hang zu streckenweise rabiatem Anti-Katholizismus haben. Am ersten Juli hielten die Prots einen traditionellen „Orange“-Marsch durch die Glasgower Innenstadt, bei dem sie jährlich den Katholiken aufs Brot schmmieren, was das Land mal war (nämlich katholisch) und was es heute ist (nämlich das, was es heute ist). Andererseits haben die Katholiken bis zum heutigen Tag an der Stelle in Glasgow, an der einst John Ogilvie hingerichtet wurde, weil er es gewagt hatte, als Jesuit einen Fuß in sein Heimatland zu setzten, noch keine Gedenkplakette angebracht (oder anbringen dürfen). Während der Parade am ersten Juli fuhren wir früh morgens durch die Stadt und für mich sah es erst einmal so aus, als sei dieser Tag für die Protestanten nur eine nette Gelegenheit, ihre Ranger-Trikots zu tragen, um halbzehn schon rotzbesoffen durch die Gegend zu torkeln und „(zensiert) the Pope!“ zu rufen. Während der nachmittäglichen Parade schlichen sich dann tatsächlich vereinzelte Zivilisations-Indizien ein, aber auch dort gab es insgesamt sechzehn gewaltsame Übergriffe und haufenweise glasige Augen und windschiefe Haltungen. Naja, wir fuhren dann zu Gerald’s Primiz und hatten einen sehr schönen Abend.

Landschaftlich ist Schottland wahrscheinlich das interessanteste Land, das ich bisher besucht habe. Die Lochs und die sie umgebenden grünen Hügel und Berge mit vereinzelten Schafstupfern drauf sind so etwas von schluchzschön und malerisch, daß ich gerne ein paar Hektar Land mitgenommen hätte, um sie irgendwo in Franken abzusetzen und somit das wunderbarste Fleckchen Erde zu schaffen.

Anthony und ich standen irgendwann mal beim Mitnehm-Chinesen und warteten auf unsere Bestellung. Auf einer Bank saß ein etwas verlebt dreinschauendes Blondchen mit zwei Kerlen im Blues-Brothers-Look. Die Dame sprach Anthony dann an und die Beiden unterhielten sich für ein paar Minuten. Es klang so, als seien sie alte Bekannte. Aber als ich Anthony dann draußen fragte, wer die Lady war meinte er, er hätte keine Ahnung. „In Schottland quatschen die Leute einander einfach an und tratschen ein wenig rum, wenn sie auf den Bus oder das Essen oder ähnliches warten.“ Das finde ich ziemlich nett.

Wenn man in Glasgow mit Kleriker-Outfit über die Straße geht, dann spuckt die Hälfte der Leute einem vor die Füße und die andere Hälfte legt ihre Jackets in Pfützen, damit man trockenen Fußes über die Straßen kommt. Okay, nicht ganz, aber fast.

Während des Halbfinalspiels zwischen Deutschland und Italien hatte Anthony seine Primizmesse mit einer anschließenden Feier. Wir verließen die Feier, als die offizielle Spielzeit zu Ende war. Im Auto machten wir das Radio an und gaben Gas, um noch den Rest der Verlängerung und das sich abzeichnende Elfmeterschießen sehen zu können. Wir parkten den Wagen kurz vor Ende der Verlängerung und sprinteten vor die Glotzte. Ich kam grad noch rechtzeitig, um die beiden (zugegebenermaßen ziemlich coolen) Tore der Italiener zu sehen. Kacke. Aber klar: Wäre ich ein internationales Team, dem ein Elfmeterschießen gegen Deutschland droht, dann würde ich auch in der Verlängerung noch ganz fix ein Törchen schießen. Naja, immerhin Dritter.

Okay, ich bin weg!

Alles Liebe,
Alipius

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