Thursday, October 19, 2006

Intellektuelles Eigentum?

Aus den britischen Nachrichten vom Februar dieses Jahres (Übersetzung meine):
    Zwei Diät-Anbieter stecken in einem Schwergewichtskampf, nachdem einer der beiden behauptete, daß Wort "Sünde" sei sein Eigentum. Slimming World, ein Schlankmacher-Club, der das Wort "Sünde" benutzte, um eingeschränkte oder verbotene Speisen zu kennzeichnen, änderte die Buchstabierung kürzlich von "sin" in "syn" (synergies). Trotzdem hat das Unternehmen einen Einspruch eingereicht, in dem festgestellt wird, daß die neue Company Sin & Slim kein gültiges Warenzeichen habe. Das achtzehn-seitige Schreiben beansprucht das Wort "Sin" für Slimming World. Ein Sprecher für Sin & Slim sagte, daß Unternehmen sei darauf vorbereitet, sich wenn nötig vor Gericht zu verteidigen: "Wir haben das starke Empfinden, daß wir Standpunkt gegen einen Anbiter beziehen müssen, der eindeutig versucht, den Markt zu monopolisieren. Wir sind allerdings auch verwundert, warum Slimming World Eigentum an dem biblischen Wort Sünde beansprucht." Das Unternehmen Slimming World erklärte, daß das Wort "Sünde" sein Markenzeichen sei und von ihm seit 35 benutzt wird: "Es ist ein Prinzip des Warenzeichen-Gesetzes, daß eine Company das Recht hat, ihr intellektuelles Eigentum zu schützen."
Das Lachen bleibt mir ein wenig im Hals stecken, wenn ich mir überlege, welches Konzept von "Sünde" in den Köpfen dieser Leute herumspukt. Gier, Ignoranz und Abzocke können davon ja kaum umfaßt werden.

Ich muß grade an eine Predigt denken, in der der Priester sich mit gespieltem Scherz darüber beklagte, daß es heutzutage nur noch zwei Artern der Sünde gibt: Diätsünden und Verkehrssünden.

Das mit dem "intellektuellen Eigentum" muß mir aber nochmal jemand erklären. Tippe ich jetzt mit dem Finger auf irgendein Wort im Lexikon, benutze es für ein Weilchen im Zusammenhang mit meiner Ware und dann gehört es mir?

Staunend,
Euer Alipius

1 comment:

Der Herr Alipius said...

Sehr geehrter Herr Stein!

Wow! Vielen Dank für die Aufklärung. Ich war mit der Rechtslage überhaupt nicht vertraut und habe einfach aus dem Bauch heraus gedacht, daß es irgendwie komisch ist, wenn ein Unternehmen ein Wort besitzt. Ich war mir schon darüber im Klaren, daß nun nicht jeder Autor, der diese Wort in einem Roman verwendet, vor den Kadi gezerrt wird, sondern daß der Besitz dieses Wortes eher der Abgrenzung gegenüber anderen Unternehmen gilt. Komisch (wenn jetzt auch mit mehr Sinn aufgeladen) fand und finde ich es allerdings immer noch. Nochmals "danke" und Gruß aus Rom!