Thursday, December 20, 2007

Weihnachten?

Aber Momentchen mal! Jeder weiß doch, daß Weihnachten nur ein ursprünglich heidnisches Fest war, daß von den Christen gehijackt und neu aufgewärmt wurde!


Oder doch nicht? (via Mark Shea)

William Tighe, Fachmann für Kirchengeschichte am Muhlenberg College, Pennsylvania:
    Das heidnische Fest der Geburt der unbesiegten Sonne (sol invictus) - eingeführt von Römischen Kaiser Auralian am 25. Dezember 274 - war mit ziemlicher Sicherheit ein Versuch, eine heidnische Alternative zu einem Datum zu kreieren, welches bereits für Römische Christen von einiger Bedeutung war.
Und tatsächlich: Berichte, die Jesu Geburt mit dem 25. Dezember assoziieren sind älter als Berichte, die sich auf ein heidnisches Fest berufen. Nochmal Tighe:
    Das "Handbook on Biblical Chronology" von Jack Finegan (Hendrickson, 1998 revised) zitiert eine Referenz im Brief des Hippolytus von Rom drei Jahrzehnte bevor Aurelius sein Fest implementierte: Hippolytus schreibt, daß Jesu Geburt acht Tage vor den Kalenden des Januar stattfand, das bedeutet, am 25. Dezember.
Tighe sagt, daß bereits im zweiten und dritten Jahhundert Christen versuchten, das Datum von Jesu Geburt und Tod für den liturgischen Kalender festzulegen, zu einer Zeit also, als Weihnachten noch gar kein Fest war.

In der frühen Kirche gab es eine gewisse Unruhe, nicht in Bezug auf Jesu Geburtstag, sondern in Bezug auf die Frage nach dem Datum des historischen Karfreitags und Ostersonntags. Es endete damit, daß der Osten sich schließlich für den 6. April, der Westen aber für den 25. März entschied. Tighe weiter:
    Hier müssen wir einen Glauben ansprechen, der im Judaismus zur Zeit Jesu weit verbreitet gewesen sein muß aber, weil er in der Bibel nirgendwo beschrieben steht, heute bei Christen in Vergessenheit geraten ist. Es handelt sich um die Idee des "integralen Alters" der großen Jüdischen Propheten, die Idee, daß diese Propheten am gleichen Tag im Jahr starben, an dem sie auch geboren oder emfangen wurden. Die frühen Christen wandten diese Idee auf Jesus an, so daß der 25. März bzw. der 6. April dann nicht mehr nur die Tage seines Todes, sondern auch die Tage seiner Geburt bzw. seiner Empfängnis waren. Die Festlegung des 25. März setzte sich schnell als Datum der Empfängnis gegenüber der Annahme einger Christen aus dem ersten Jahrhundert durch, welche glaubten der 25. März sei das Datum der Geburt.
Entsprechend das Fest Mariä Verkündigung am 25. März. Die Länge einer Schwangerschaft beträgt im Durchschnitt neun Monate.

Wie konte es aber "allgemeines Wissen" werden, daß Weihnachten nur ein aufgewärmtes Heidenfest ist? Im 17. und 18. Jahrhundert krallte sich dieser Verdacht so richtig in das Bewußtsein seiner Klientel. Paul Ernst Jablonski, ein Duetscher Protestant, wollte zeigen, daß die Feier von Jesu Geburt am 25. Dezember einer der vielen von der Kirche des vierten Jahrhunderts durchgeführten "Paganisierungen" der Christenheit war; eine von vielen "Degenerationen", welche die reine apostolische Christenheit in den üblen Tümpel des Katholizismus verwandelte.

Im Julianischen Kalender von 45 v. Chr. fällt die Wintersonnwende auf den 25. Dezember. Jablonski nahm daher einfach an, daß dieser Tag für die Heiden eine große Bedeutung hatte, noch bevor die Christen auf das Datum aufmerksam wurden. Jablonski beginnt seine Ausführungen aber eben nur aufgrund dieser Annahme, nicht aufgrund von Beweisen. Er sah eine Übereinstimmung zwischen der Wintersonnwende und dem Weihnachtfest und schloß daraus, daß das "sol invictus"-Fest älter ist als Weihnachten.

Jean Hardouin, ein Benediktinermönch und Zeitgenosse Jablonskis, forderte die Annahme des Deutschen nicht heraus, sondern sprang vielmehr auf den Wagen auf und versuchte nur zu demonstrieren, daß die Kirche heidnische Feste übernahm ohne dabei die Heilige Schrift zu paganisieren.

Auf diesen beiden Autoren, Jablonski und Hardouin, basiert der ganze Mythos, das Weihnachtsfest sei nur ein geklautes Heidenspektakel. Tatsache ist aber, daß der 25. Dezember im römisch-heidnischen Festkalender vor Aurelian keine Rolle spielte. Es gab zwei Sonnentempel in Rom, die ihre Weihefeste am 9. bzw. 28. August hatten. Beide Kulte gerieten im zweiten Jahrhundert in Vergessenheit, als östliche Sonnekulte in Rom Anhänger fanden. Keiner dieser Kulte besaß feste, die mit Sonnwenden assoziiert waren.

Wichtig für uns ist, daß wir uns nicht in Nebensächlichkeiten verlieren und dabei das Offensichtliche übersehen. Wir sollten uns weder von der Frage ablenken lassen, ob die Christen denn nun richtig lagen, als sie den 25. Dezember als Geburtstag Jesu festlegeten, noch sollte uns die Tatsache verwirren, daß die Bibel nirgendwo in schrillpinken Lettern den 25. Dezember als den Geburtstag unseres Heilandes verkündet.

Die Frage ist nicht "Haben die frühen Christen den Nagel auf den Kopf getroffen?" Die Frage ist "Worum ging es ihnen, als sie das Datum festlegten?" Wenn man sich damit beschäftigt, sieht man gleich, daß sie nicht von Diana, Isis, Sonnenanbetung und dergleichen abgelenkt wurden, sondern daß sie sich intensiv mit dem Bericht von Christi Tod auseinadersetzten und dabei eine jüdische (nicht heidnische) Lehre über denTodestag jüdischer (nicht heidnischer) Propheten verwendeten. Die frühen Christen hatte nichts weniger interessiert als die Frage wann und wie heidnische Priester ihren Anbetungen im Tempel der Diana in Ephesus vornahmen. Sie waren eingebettet in die Schrift und in Details jüdischer und christlicher Geschichte und Tradition und kümmerten sich nicht darum, was Isis-Groupies wohl denken mögen.

Die Christen nahmen höchstens eine Anpassung vor, als Aurelius seinen Zug machte. Sie setzten ihn Matt, indem sie ihm nicht gestatten, ein Copyright auf die Sonne zu beanspruchen. Sie gaben die Sonne Ihm zurück, der sie geschaffen hat. Sie wußten schon lange bevor Aurelius seine Karten aufdeckte, daß Christus die "Sonne der Gerechtigkeit" und das "Licht der Welt" ist. Was sie auf keinen Fall taten war, Schriftstellen über Jesus zu nehmen und sie auf Apollo anzuwenden bzw. zu Apollo aufzuschauen, damit er ihnen etwas von Jesus erzählen möge.

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