Sunday, April 20, 2008

Fade Religionshetze

Erhobene Zeigefinger und humanistisches Mahnen noch und nöcher sprudeln einem aus dem Kinderbuch »Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel« von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke entgegen. "Haßerfüllte" Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen sorgen dafür, daß das kleine Ferkel und sein Igelkumpel am Ende so gar keinen Bock auf Gott mehr haben.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift (Antisemitismus-Vorwurf, versteht sich). Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wollte diesem Antrag jedoch bei der Verhandlung am 06. März 2008 nicht folgen. Itzo jubiliert die "Rettet das kleine Ferkel"-Webseite: Anschlag auf Meinungsfreiheit gescheitert! Ich freue mich auch über die Nicht-Zensur, denn das Buch ist ziemlich grottig. Meine Nichte wäre dazu in der Lage, es als ideologische Kampfschrift zu entlarven, die der gepfefferten Sonntagspredigt eines erzkonservativen Pfaffen in nichts nachsteht.

Zum Buch selbst: Ein Rabbi, ein Mufti und ein Vertreter des Christentums (ebenso überraschend wie originell: Ein fetter katholischer Bischof) stehen den neugierig-naiven Fragen der beiden Kleinen so richtig hilflos gegenüber. Dies aber nur, weil der Autor natürlich am Ruder sitzt und es so ausschauen läßt, als sei jede Frage des Schweinchens ein Hieb, der das clevere aber leider ganz und gar erfundene Konstrukt der Religionen in sich zusammenbrechen läßt. Schmidt-Salomon ist einer dieser schicken, neuen, militanten Atheisten und daher muß sein Buch den drei Dawkinschen Gesetzen folgen:
    1.) Die Nicht-Existenz Gottes ist - wenn auch nicht bewiesen - so doch Realität.

    2.) Plakatives Polemisieren ist Grundvoraussetzung für erfolgreiches Missionieren. Es ist so auf den Putz zu hauen, daß unser Standpunkt bereits als abgemacht und abgesegnet gilt, damit Zweifler, die es wagen könnten, die richtigen Antworten zu geben oder gar die richtigen Fragen zu stellen, umgehend der Begriffsstutzigkeit bezichtigt werden können.

    3.) Wissenlücken sind entweder durch klebrige Gefühlsduselei oder infantile Albernheiten zu übertünchen.
Sorry, Leute, aber hier werden nicht Christentum, Judentum und Islam schon für Grundschüler verständlich als Wahnsysteme entlarvt, wie es in einer Lobhudelei des hpd ("Humanistischer Pressedienst"!) heißt. Hier wird aus Profit- und Publicity-Gier einfach nur blöde auf den Kleinen und Kleinsten herumgetrampelt. Denn das Buch tut genau das, was es bei den Religionen anklagt: Es verschüchtert die Lütten, macht ihnen wahrscheinich sogar Angst.

Das Problem hat Schmidt-Salomon im Vorwort zu seinem Buch "Die Kirche im Kopf" selbst hübsch zusammengefaßt:
    "Wir sind der festen Überzeugung, dass alle Menschen gleichberechtigt und frei sein sollten in ihrem Streben, ihre Vorstellungen vom gutem Leben im Diesseits zu realisieren."
... und wir werden so lange auf ihrem Glauben herumkloppen, an ihren Riten zerren und an ihrem Gott rütteln, bis sie endlich genau das sind, was WIR uns unter gleichberechtigt und frei vorstellen.

Es ist irgendwie so erheiternd und doch so traurig.

3 comments:

dilettantus in interrete said...

Andererseits:

Ist es das wert?

Nicht mal ignorieren!

Der Herr Alipius said...

Ich bin halt leider kein besonders guter Schüler des Meister Eckhart... ;-)

Anonymous said...

Das Buch unterschätzt Kinder, indem es ihnen eigene und originelle Gedanken nicht zutraut (sonst müßte man ja nicht so draufhauen). Unterschätze Du nicht auch Kinder, Alipius. Die meisten Kinder haben ein sehr feines Gespür für falschen Zungenschlag.
Natürlich ist so ein Buch ärgerlich, weil es Rohmaterialien und Energie verbraucht und Platz wegnimmt, der anderen Büchern abgeht. Aber es wird sich nicht halten, dafür werden genug Kinder schon sorgen.