Friday, April 25, 2008

Lionel vs. Teddy

In der Grundschule hatten wir Musikunterricht. Mein erstes Instrument war ein Glockenspiel. Ich beherrschte "Hänschen-Klein", "Fuchs du hast die Gans gestohlen" und natürlich "Alle meine Entchen" ziemlich gut. Mein Daddy ist Jazzfan. Irgendwann lief bei uns zu Hause mal Lionel Hampton. Danach hatte ich dann irgendwie ein gestörtes Verhältnis zu meinem Glockenspiel. Ein paar Jahre später (ich war vielleicht so 13 oder 14) sah ich in einer dieser typischen Samstagabend-Unterhaltungsshows einen Film, in dem Lionel Hampton, Gene Krupa und Chico Hamilton (glaub ich), sich eine Drum-Battle lieferten. Hüstel. Wieso nennen sich all die Lars Ulrichs und Travis Barkers dieser Welt eigentlich Schlagzeuger?

Naja, jedenfalls hat mein alter Herr es geschafft, meine Ohren irgendwie auch ein kleines bißchen für Jazz zu schulen. Klar, ich bin und bleibe eher ein Liebhaber des gepflegten und auch gerne mal obskuren Rock/Pop. Klassik gibt's bei mir nur in der Kar- und Osterwoche und Jazz vielleicht drei- bis viermal im Jahr. Lionel Hampton fand ich aber stets groß und speziell am Vibraphon bewundernswert.

Seit Internet und Youtube kann ich den Meister auch im bewegten Bild sehen. Und irgendein Lionel-Hampton Video auf Youtube hatte dann in der Spalte, die auf Filme ähnlichen Inhalts verweist, einen Link zu einem Teddy Brown Filmchen ("The biggest xylophone player of all times"). "Wer ist denn Teddy Brown?" murmelte ich, während ich auf den Link klickte "Und muß das nicht 'greatest' heißen, statt 'biggest'?" Dann sah ich dieses Einfamilienhaus im Smoking und wußte, was gemeint war. "Haha! 'Biggest'! Der Ärmste ist doch nach dreieinhalb Sekunden schweißgebadet und außer Atem!" Am Ende des 2-Minuten-Videos saß ich nur noch da und dachte ich hätte was Falsches gegessen.

Lionel Hampton hat den Groove im kleinen Finger. Wenn er am Vibraphon rumswingt, dann sieht es so aus, als ob er das Ding nicht spielt, sondern sich damit unterhält und ihm hin und wieder sagt: "Yeah, Baby! So und nicht anders!" Zieht Euch das Video rein (Flying Home, 1957) und Ihr wißt, was ich meine.

Teddy Brown wirkt eher wie ein behäbiger Großindustrieller, der als Hobby nebenher ein wenig musiziert. Er macht auch nicht wirklich Jazz, sondern eher brave Unterhaltungsmucke. Allerdings hat er ein paar Tricks auf Lager, die schon ziemlich wild sind. Laßt Euch von dem beschaulichen Beginn des Videos nicht täuschen. In den letzten dreißig Sekunden wird's zirkusreif. Besondere Aufmerksamkeit ist dem "Einhändig ohne Hinsehen mit Pirouette bei perfekter Beibehaltung des Rhythmus"-Ende zu schenken.

Hier die Videos:

Zuerst Lionel:




Dann Teddy:




Ta-dah!

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