Friday, May 30, 2008

Giovanni Paolo Panini

Er gilt als der bedeutendste römische Vedutista des 18. Jahrhunderts. "Römisch" nicht, weil er dort geboren wurde (* 1691 in Piacenza), sondern weil er ausschließlich in Rom wirkte. Seinen Stadtansichten, besonders den Ruinenlandschaften, hat Panini immer eine gehörige Portion Phantasie beigemischt, so daß die Motive aufgrund einer gewissen Realitätsferne auch als capriccio eingestuft werden können. Andere Künstler taten dies auch, allerdings etwas dezenter. So hat der große Canaletto zum Beispiel auch hin und wieder mal einen Kirchturm im Bildhintergrund auftauchen lassen, der aus der gewählten Perspektive eigentlich außerhalb des Bilderrahmens lag.

Ich mag Panini weniger wegen seiner Veduten, als wegen seiner Darstellungen von Bildergalerien und der Innenansichten des Petersdoms, denn auf diesen Gemälden gibt es so herrlich viel zu sehen. Ich stelle Euch hier mal ein paar Spitzenwerke vor (von denen Ihr wahrscheinlich ohnehin schon einige kennt):

Eine Bildergalerie mit Monumenten des antiken Rom. Ich könnte stundenlang vor einem solchen Gemälde stehen und staunen. Pantheon, Trajanssäule, Kapitol, Kolosseum, Konstantinsbogen, Forum Romanum und so weiter und so fort. Ich weiß, ich kann mir diese Bauten auch in natura anschauen (wa ich natürlich auch schon längst getan habe), aber so geballt auf einen Blick als Bild im Bild: Das hat schon was.


Eine weitere Bildergalerie, hier mit Ansichten des zeitgenössischen Rom. Und hier ebenso: Piazza del Popolo, Petersdom, Piazza Colonna, Fontana di Trevi, Spanische Treppe, Vierströmebrunnen: Alles auf einen Blick, wie in einem Photoalbum (nur, daß man nicht zu blättern braucht). Herrlich!


Eine private Bildergalerie, nämlich die des Kardinals Silvio Valenti Gonzaga. Die Architektur ist weniger akkurat. Die Gemälde, die man sieht, gehörten allerdings in der Tat alle zur Sammlung des Kardinals. Man entdeckt schnell einige alte Bekannte, wie z.B. Rafael, Mantegna oder Velazquez. Bei einer Ausstelllungskritik hat ein Kolumnist der "Nashville Scene" mal flott geurteilt, daß der Kunstverstand des Prälaten in dessen Leibesfülle eine bezeichnende Entsprechung findet. Wörtlich: "Der Kardinal steht inmitten seiner Trophäen, ein korpulenter Mann, der eher von Appetit als von Geschmack erfüllt ist. Das Sammeln von Bildern wird hier zu einem Akt des Exzesses und der Völlerei." Exzessivität kann man dem Kardinal sicherlich nicht absprechen. Allerdings galt er in seiner Zeit als einer der gebildetsten Kirchenfürsten und besaß nicht nur einen großen Appetit sondern auch einen exzellenten Kunstverstand. Nur so zur Ehrenrettung.


Bei Innenansichten dieser Art finde ich die Perspektive immer ganz außerordentlich. Der Standpunkt des Betrachters ist irgendwo außerhalb des Baus. Fotografisch könnte man diese Motiv nicht festhalten, es sei denn, man entfernt die Vorderseite des Petersdoms.


Diese Ansicht gefällt mir noch besser, weil hier viel mehr los ist.

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