Wednesday, February 18, 2009

Man kann gar nicht so schnell aufklären...

... wie heutzutage in den Medien verdunkelt wird. Mir ist es auch wirklich schnuppe, ob man der Süddeutschen Zeitung bzgl. des "Bischof Müller"-Berichts in ihrer heutigen Ausgabe Uninformiertheit oder Bösartigkeit vorwerfen muß, da für eine der großen deutschen Tageszeitungen beides gleich schlimm ist.

Unter der Überschrift "Bischof Müllers gesteigerter Zorn" liest man dieses:
    "Ein Bischof maßregelt Theologen, die sich für das Zweite Vatikanische Konzil einsetzen"
Hier ein Ausschnitt aus der "Maßregelung" im Wortlaut:
    "...fordere ich Sie deshalb auf, innerhalb von 14 Tagen ... als Zeichen Ihrer Anerkennung des kirchlichen Lehramtes - insbesondere des II. Vatikanischen Konzils und aller Lehrentscheidungen der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. - das Glaubensbekenntnis und den Treueeid gemäß der beigefügten Formel vor mir persönlich abzulegen."
Es sei auch auf eine Stellungnahme des Bischofs vom 5. Frbruar hingewiesen, in welcher man folgenden Satz findet:
    "Die vier schismatischen Bischöfe haben den Primat des Papstes anerkannt. Damit ist auch die Pflicht eines jeden Katholiken verbunden, die oberste lehramtliche Autorität aller Konzilien zu respektieren, wie besonders auch das II. Vatikanische Konzil, das von den Päpsten Johannes XXIII. und Paul VI. einberufen und bestätigt worden ist."
Ich sage dies jetzt nicht polemisch, sondern berufe mich auf persönliche Erfahrungen: Die angesprochen Theologen sind eine Kirchenrechtlerin, ein Pastoraltheologe und ein Religionspädagoge. Es steht die Wette, daß alle drei sowohl Handkommunion als auch Ministrantinnen befürworten. Damit stellen sie sich allerdings gegen das Konzil: Handkommunion und Ministrantinnen haben sich nur durch Akte des Ungehorsams gegen den Papst und die Mehrheit der Bischöfe durchsetzen können. In keinem Konzilsdokument läßt sich ein Satz finden, der Handkommunion oder Ministrantinnen billigt oder gar fordert. Dennoch sind es meistens genau diese beiden Puntke, auf die kirche-seiende Konzilsverfechter sich berufen, wenn sie gegen Papst und Bischöfe und Klerikerstand mobil machen. Wenn es dagegen um Gehorsam gegenüber dem Lehramt geht, liest man z.B. Absatz 25 von Lumen Gentium (die während der dritten Sitzungsperiode des Konzils im November 1964 veröffentlichte dogmatische Konstitution über die Kirche) in diesem Lager lieber etwas schneller und unaufmerksamer. Denn dort heißt es:
    "Die Bischöfe, die in Gemeinschaft mit dem römischen Bischof lehren, sind von allen als Zeugen der göttlichen und katholischen Wahrheit zu verehren. Die Gläubigen aber müssen mit einem im Namen Christi vorgetragenen Spruch ihres Bischofs in Glaubens- und Sittensachen übereinkommen und ihm mit religiös gegründetem Gehorsam anhangen. Dieser religiöse Gehorsam des Willens und Verstandes ist in besonderer Weise dem authentischen Lehramt des Bischofs von Rom, auch wenn er nicht kraft höchster Lehrautorität spricht, zu leisten; nämlich so, daß sein oberstes Lehramt ehrfürchtig anerkannt und den von ihm vorgetragenen Urteilen aufrichtige Anhänglichkeit gezollt wird, entsprechend der von ihm kundgetanen Auffassung und Absicht."

Damit hier keine Mißverständnisse aufkommen: Ich stehe hinter dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Beschlüssen, so wie sie uns schwarz auf weiß gedruckt überliefert wurden. Ich staune aber regelmäßig Bauklötze über die Leute, die sich ständig auf das Konzil (wie auf eine Art sakrosantes, sich jeglicher Diskussion entziehendes "Mega-Dogma") berufen und dessen "Geist" anschwärmen aber sich dann letztlich aus dem Pott doch nur die Zuckerstückchen rauspicken, die ihnen grade beim Verfolgen ihrer eigenen Bedürfnisse und Ideen gut passen und dabei dann auch noch oft daneben greifen und gar nicht merken, daß sie die Finger nicht in der Schatzkiste des Konzils, sondern im Selbstbedienungsladen der Religionen haben (Handkommunion, Ministrantinnen...).

Vor diesem Hintergrund finde ich die heutige Berichterstattung der Süddeutschen doppelt pfuiig.

6 comments:

Anonymous said...

Ich habe ja jetzt aus schierer Verzweiflung mal begonnen, die Texte zum Vaticanum II zu studieren, weil jeder einem ja irgendwas anderes dazu erzählt. Insbesondere, weil die Petition Pro V. II auch von "Priesterinnen" unterzeichnet wurde, habe ich mich gerade auf die Suche nach einem Konzilsdokument gemacht, aus dem dies herauslesbar sein könnte.
Für Hinweise (du kennst die Dokumente bestimmt besser als ich - ich kämpfe derzeit noch mit Alter Kirchengeschichte herum), wäre ich dankbar.

Der Herr Alipius said...

Was "Priesterinnen" betrifft, empfehle ich "odrinatio sacerdotalis" von JPII. Das ist zwar kein Konzilsdokument, aber es ist ein Apostolischer Brief und als solcher - im Sinne des Konzils - mit dem gebührenden Gehorsam anzunehmen. Auf der Vatikan-Seite gibt es das Dokument in allen möglichen Sprachen (auch auf Deutsch).

Eremitissa said...

Ad 2. Vaticanum und Handkommunion/Ministrantinnen:

Ich hab's schon anderswo gesagt und wiederhole es hier: Würde zu gern die Gesichter der eifrigsten Verfechter des 2. Vaticanums als "Super-Dogma" sehen, wenn man die fragen würde, ob sie denn dann auch brav die (neue) Messe lateinisch feiern, wie's das Konzil ja eigentlich haben will... :)

Anonymous said...

Danke! Ordinatio sacerdotalis kenne ich schon, also mindestens habe ich es mal überflogen - ich dachte, es müsse ja irgendwas innerhalb VII geben, von dem aus man auf die Idee kommen könnte - aber ich fürchte tatsächlich, das gibt es gar nicht.
Und dann frage ich mich halt weiter, wieso man eine Petition Pro Etwas unterzeichnet, das man selbst nicht einzuhalten gedenkt. Vielleicht ein naiver Gedanke, ich gebe es zu.

Der Herr Alipius said...

Nicht wirklich naiv. Ist es heute nicht normal, Dinge zu fordern, die man zu geben nicht bereit ist? Was nicht notwendigerweise die Schuld der Fordernden sein muß ("agere sequitur esse", "nemo dat quod non habet"), was aber trotzdem ein schales Gefühl hinterläßt.

Anonymous said...

Als ich noch aktiv in der Yogaszene unterwegs war, nannte man solches Handeln "spirituellen Hochmut".
Jetzt darf ich mir sowas nicht mehr leisten, aber ich kann ja sagen, was man in Yogakreisen dazu gesagt hätte.
*gg