Tuesday, March 24, 2009

Weg damit

Der Ex-Fußball-Nationalspieler Owomoyela verklagt den NPD-Chef Voigt:
    Die NPD hatte zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 einen „WM-Planer“ mit rassistischer Tendenz veröffentlicht und damit, so die Staatsanwaltschaft, den dunkelhäutigen Fußballprofi und Ex-Nationalspieler Patrick Owomoyela diskriminiert. Er habe nicht das Recht, Deutschland als Nationalspieler zu repräsentieren, habe der Planer suggerieren wollen. Auf der Titelseite des Planers stand der Schriftzug „Weiß. Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte NATIONALmannschaft!“. Daneben war das Trikot 25 abgebildet – die Nummer Owomoyelas.

    Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte die NPD-Parteizentrale in Berlin Köpenick durchsucht und mehrere zehntausend Flyer beschlagnahmt; die Angeklagten sollen anschließend einen neuen Planer erstellt haben. Gezeigt wurden elf Piktogramme von Spielern; ein weißes, die zehn anderen in Rot, Gelb, Schwarz und Braun, darunter die Fragestellung „Nationalelf 2010?“ Auf dem ersten Piktogramm stand die Zahl 77, zählt man die Anzahl der Spieler hinzu ergibt sich die Zahl 88, in der rechtsextremen Szene der Code für Heil Hitler.
Ich hatte das vor drei Jahren hier in Italien gar nicht mitbekommen. Jetzt grinse ich einerseits so still in mich hinein und frage mich andererseits, wie blöd man sein muß, wenn man im Jahr 2009 noch lediglich über die Hauptfarbe argumentieren will. Meine Fresse, wir haben mittlerweile in Deutschland Schwarze, die mit perfektem bayrischen Dialekt sprechen und Heinz Erhard auswendig können (und für die Nationalmannschaft einen gepflegten Kick hinlegen)!

Ist dieses äußere Anderssein wirklich so erschreckend, daß man dagegen so mobil machen muß? Oder ist dem Rechtsextremen sein Vorurteil, was dem Gotteskrieger seine Kalashnikov, nämlich die Wunderpille, die aus einem Würstchen einen Kerl macht? Oder kommt man seitens der NPD einfach nicht über die Hürde, Hautfarbe nicht mit Charaktereigenschaften gleichzusetzen? Ich will nicht bestreiten, daß es da einen Zusammenhang gibt, aber man muß schon ziemlich malle sein, wenn man glaubt, daß unter rot, schwarz, gelb, braun und weiß die guten und die schlechten Eigenschaften nicht ausgewogen sind. Wir können ja mal versuchen, die Hautfarbe außer acht zu lassen und in Zukunft das Aufenthaltsrecht in Deutschland am Dumpfheitsgrad festmachen. Aber wer nähme dann die ganzen Ausgewiesenen auf?

2 comments:

Anonymous said...

Na ja, auch ein Katholik muss wohl mal mit der Meute johlen, wenn die Journaille mal nicht über den Papst herzieht. Sachlich unterscheidet sich die 'Berichterstattung' über die NPD nicht von der über die Kirche. *augenroll*

Der Herr Alipius said...

Bedingt.
Hier ergibt es sich eben, daß meine Meinung mit der der Meute übereinstimmt, was für mich allerdings kein Grund ist, sie zu verschweigen. So avantgardistisch und 'katholisch' bin ich nun wieder auch nicht. Und während ich in der Berichterstattung über die Kirche in der Tat ein hohes Maß an Unsachlichkeit entdecke, muß das Argument noch gefunden werden, welches mich davon überzeugt, daß es sinnvoll ist, einen Menschen alleine aufgrund seiner Hauptfarbe nicht in einer Nationalmannschaft sehen zu wollen (bzw. muß der Diskurs zu einem guten Ende geführt werden, welcher die Vertreter solcher Meinungen nicht als Dumpfbacken dastehen läßt).
* augenmildeschließ *