Sunday, May 17, 2009

Ich war heute in einer Ausstellung!

Ja, das kommt hin und wieder auch vor. Ich schlenderte so über den Corso und es war brutal heiß. Da sah ich, daß im Palazzo Ruspoli eine Ausstellung mit dem Namen "Antike Leinwände - Die Kunstgewebe aus dem Fundus des Kultusgebäude-Treuhandbestandes des Innenministeriums" (oder so ähnlich) läuft.

Interessante Ausstellungsobjekte plus Aussicht auf Schatten und gekühlte Museums-Räume? Nix wie rein!

Hinter dem komplizierten Ausstellungtitel verbirgt sich eine Ansammlung äußerst bemerkenswerter Gewebe, die fast alle für den kirchlichen Gebrauch (vier Damenkleider sind auch dabei) in der Zeit von ca 1550 bis 1900 angefertigt wurden. Die Erwähung des Innenministeriums bezieht sich auf ein Gesetz, nach welchem der Inhalt der Sakristeien Italiens offenbar 1870 Eigentum des Staates wurde. Ich hatte das bisher nur gerüchteweise vernommen, aber Shawn vom NLM erwähnt dies nun auch in einem Beitrag zu dieser Ausstellung.


Ich war wirklich nicht unbegeistert von den Ausstellungsstücken. Dieses an Fellini's Roma erinnernde Weitwinkel-Bild dürfte klarmachen, wie hochgradig mir der Schlabber auf den Lippen stand. Höhepunkte der Ausstellung waren z.B. Rauchmäntel von Papst Benedikt XIII oder Cardinal Baronius sowie eine Albe von Pius IX.


Absolut unüberholbarer Oberkracher allerdings waren die sizilianischen Antependien, von denen ich erstmal zwei Ausschnitte im Bild zeige...


... und dann darauf hinweise, daß alles, was an diesen Dingern von oranger Farbe ist, aus klitzekleinen Korallenperlen zusammengesetzt ist (wie man im unteren Bild ganz gut sieh). Plus: Die dunklen Stellen im oberen Bild (z.B. an der Vase und am Wappen) sind Granat-Perlchen. Wahnsinn! Das Tolle ist: Wenn man sich so ein Antependium als Ganzes betrachtet, dann merkt man schnell, daß sich der Aufwand gelohnt hat. Orange steht auf der Liste meiner Lieblingsfarben nun wirklich nicht weit oben. Aber die Art und Weise, wie diese Webstuhl- und Näh-Wizards hier Grundstoff, Perlchen, Gold- und Seidenfäden zu wunderbaren Werken mit viel Verzierung und feinster Mogel-Architektur zusammengebastelt haben, das ist schon aller Ehren wert - und findet sich deshalb natürlich im "Komm, wir lassen es für unseren Schöpfer mal richtig krachen"-Kontext wieder.

Ich durfte leider in der Ausstellung nicht photographieren. Da hat diesmal selbst mein mit Dackelblick verstärkter Kollar auch nix dran ändern können. Daher gibt's keine weiteren Photos von mir. Aber auf NLM findet Ihr noch weiteres Bildmaterial.

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