Thursday, May 28, 2009

Indigener Grusel

Die Debatte um Kindestötungen bei brasilianischen Indianerstämmen hat neue Fahrt aufgenommen, seit eine evanglikale Gruppe ein Video bei Youtube abgelegt hat, welches eine solche Kindestötung (Begraben bei lebendigem Leib) nachstellt. Die Schlaumeier haben aber darauf verzichtet, es für die breite Masse begreifbar zu machen, daß es sich nicht um eine Dokumentation, sondern eben um eine Nachstellung handelt. Gegen Ende wird der Satz eingeblendet "We are making this movie because of the children" (Wir drehen diesen Film wegen der Kinder). Aber da haben natürlich schon Dutzende von Youtube-Yokels ihre "Kill'em all! Sick bassterds!"-Kommentare abgegeben.

Auftritt die Eingeborenen-Schutzorganisation "Survival" und schon ist der Ring gerammelt voll mit steitlustigen Lebensschützern, die mit gestellten Videos Haß auf Eingeborene schüren und mit Eingeborenenschützern, die unter dem Namen "Survival" (Überleben!) für den Erhalt der "Tradition" der Kindestötung plädieren.

Kinders... Geht's eigentlich noch?

Ich habe keine verläßlichen Zahlen zum Ausmaß des Kindermordes finden können. Dieser NZZ-Artikel läßt durchblicken, daß er noch praktiziert wird.

Klar, daß der Vorwurf der Survivalisten an die Evangelikalen lautet, sie wollten die indigene Kultur diabolisieren, um so den christlich-evangelikalen Proselytismus zu legitimieren.

Es versteht sich von selbst, daß sich mir beim Gedanken an auch nur ein halbes bei lebendigem Leibe begrabenes Kind der Magen umdreht. Dennoch muß ich den Evangelikalen hier einen Vogel zeigen. Die durch das Video erzeugte Stimmung dürfte dem Wohl der Indianer insgesamt kaum förderlich sein, weswegen sich mir schon die Frage aufdrängt, worum es hier wirklich geht. Und "Mission" auf diese krumme Tour? Informieren über die grausame Realität der Kindermorde ist nicht nur kein Problem, sondern Pflicht. Aber doch nicht mit gefakten Horrorvideos, die auch noch mit anfangs eingeblendeten Sätzen wie "Warnung! Nackte Eingeborene und verstörende Bilder!" dafür sorgen, daß sich jeder Redneck noch schnell 'ne Pulle Bier holt, bevor er den Film guckt.

Ich will die Klappe nicht zu voll nehmen, aber ich bin ziemlich überzeugt, daß Christus es aus gutem Grund so formulierte: "Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen".

2 comments:

Elsa said...

You tube ist eben nicht nur eine Musikplattform, sondern mittlerweile für Propanda aller Art offen (nicht wg. des Videos als solchen, sondern wegen der Kommentarfunktion).
Was es den Kindern bringen soll, wenn jetzt das halbe Internet Pro, die andere Hälfte Contra Sturm läuft, verschließt sich mir auch. Das ist ein Problem der Rechtssprechung des jeweiligen Staates und deren effektiver Umsetzung, da sind Leute vor Ort - vermutlich auch von anderen christlichen Konfessionen, auch von der allein seligmachenden, - die sicherlich wirkungsvoll Aufklärung betreiben können und dagegen direkt vorgehen, dessen bin ich mir eigentlich völlig sicher. *guckt sich sowas aus Prinzip auch nicht an*

Mcp said...

Das Problem ist, wenn man sich tiefer damit befasst, ein wenig anders gelagert. Es gibt einflussreiche Kreise, die diese Kindestötungen unter dem Verweis auf die indigene Kultur hinnehmen. Brasiliens Präsident Lula soll dazugehören. Das er nebenbei noch ein glühender Anhänger der Abtreibung und Homo-Ehe ist, braucht man nicht extra zu erwähnen. Mit anderen Worten, man nimmt die Grausamkeiten bewusst in Kauf, obwohl es für den Staat ein Klacks wäre, sich der „überzähligen“ Kinder anzunehmen, ohne das man in die indigene Kultur eingreift. Wenn schon der Staat nichts tut, so sollte er wenigstens privaten Initiativen Raum geben. Das tut er offenbar aber nicht. Jedenfalls hören sich die „Beauftragten für indigene Kulturen“ nicht so an. Daher die Suche nach der Öffentlichkeit.

Das ist schon mehr als bloße Propaganda. Hier geht es gegen das, was Johannes Paul II. einmal als „Kultur der Todes“ bezeichnet hat.