Monday, October 26, 2009

Pastoraltheologie...

... ist eines der Fächer, welche sich in diesem Semester studiere.

Während der heutigen Vorlesungen schoß mir ein Gedanke durch den Kopf: Es ging um Autorität in der Kirche und darum, daß die Kirche nicht blind immer genau das tun darf, was die Welt vorgibt. Das ging damals schief, als Bischöfe und Priester zu sehr sein wollten wie gekrönte Häupter. Und es geht heute wieder schief, wo manche Priester oder Bischöfe sich erst zu einer Entscheidung durchringen können, nachdem sie jedes Mitglied jedes zur Verfügung stehenden Gremiums, Ausschusses und Rates interviewt haben.

Und irgendwann fielen die Begriffe "Berufungen" und "Priestermangel".

Da wird - weil es an Priestern mangelt - in vielen Gemeinden ohne Priester praktiziert, was nur ein Priester tun darf. Es mangelt aber nicht etwa immer nur an Priestern, weil keine Priester da sind, sondern weil mancherorts offenbar auch gar keine Priester mehr gewünscht sind. "Nö, das machen wir jetzt seit anderthalb Jahren ohne Priester, und es läuft ganz gut..."

Hier greifen zwei Teufelskreise ineinander: Der tatsächlich durch ausbleibende oder nicht geförderte Berufungen entstehende Priestermangel wird ja tum Teil dadurch gefördert, daß in manchen Gemeinden eben alles getan wird, Berufungen zu ersticken, bewußt oder unbewußt. Dann feiert also einfach irgendwann die gesamte Gemeinde ohne Priester die Eucharistie. Natürlich tun sich dabei zwei oder drei ganz forsche Exemplare der Abteilung "Kirche von unten" hervor und lernen so, einen bestimmten Status zu genießen, was wiederum dazu führt, daß Berufungen möglichst zu vermeiden sind oder daß wenigstens der Herr Bischof sich nicht erdreistet, plötzlich etwas Geweihtes vorbeizuschicken, so daß man am Ende wieder brav in der Kirchenbank sitzen muß.

Priester und Laien bilden gemeinsam die Kirche. Priester und Laien haben verschiedene Aufgaben, Rechte und Pflichten. Aber sowohl Priester und Laien haben die Möglichkeit, sich im Rahmen dieser Aufgaben, Rechte und Pflichten in der Welt voll und katholisch zu entfalten. Es spricht Bände über unser heutiges Verständnis von "Kirche", wenn manche Leute meinen, ihr Tun sei nur relevant, wenn es sich in größtmöglicher Altarnähe abspielt. Es gibt da draußen eine ganze Welt, die nach dem befreienden Wort des Evangeliums und nach Menschen, die dies einigermaßen glaubwürdig leben, lechzt. Viele wissen es nicht, manche ahnen es, wagen aber nicht den entscheidenden Schritt. Hier sind alle aufgerufen, ihr Möglichstes zu tun. Grade hier soll und darf man den Priestern nicht die Arbeit alleine überlassen. Hier gilt es, Zeugnis abzulegen und als Katholik seinen Mann zustehen. Gegenkulturelles Tun am eigenen Altar, schön und gut und schmeichelhaft für das Selbst. Aber die echten Früchte bringt man eben im weitläufigen Weinberg des Herrn ein, dort, wo man sich halt auch mal die Finger schmutzig machen muß, auch mal einen schiefen Blick bekommt und auch mal angespuckt wird.

No comments: