Thursday, March 25, 2010

Verkündigung des Herrn

"Sieh, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort."


Eine Bezeichnung Mariens aus der Lauretanischen Litanei lautet "Spiegel der Gerechtigkeit".

Wovon auch immer ein Spiegel der Spiegel ist, ist das, was dieser Spiegel dieser Person oder Sache "zeigt". Der Spiegel des Alipius ist das, was mich mir selbst zeigt. Wenn Maria der "Spiegel der Gerechtigkeit" ist, bedeutet dies, daß Maria der Gerechtigkeit zeigt, wie sie, die Gerechtigkeit "aussieht".

Die Gabe des Heiligen Geistes, die der Heilige Thomas von Aquinas mit Gerechtigkeit verbindet, ist Frömmigkeit (pietas). Während die Tugend der Frömmigkeit in Verbindung mit Gerechtigkeit darauf abzielt, dem Anderen zu geben, worauf er einen Anspruch hat (z.B. haben unsere Eltern Anspruch auf unsere Liebe), ist die Gabe der Frömmigkeit das, womit wir unter Eingebung des Heiligen Geistes Gott dem Vater Anbetung und Ehre zukommen lassen.

Marias Liebe zu Gott gibt ihr die Kraft, ihre Schuldigkeit zu tun und ihm Ehererbietung zu erweisen. Dies in solchem Maße, daß sie ihr "Mir geschehe nach deinem Wort" bedingungslos vom Grunde ihres Herzens spricht, selbst, wenn noch leise Zweifel bzgl gewisser Technikalitäten bestehen ("Wie sollte das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?"). Maria wird so zum Spiegel der Gerechtigkeit, denn sie gibt Gott in Fülle, worauf dieser ein Anrecht hat. Maria legt so auch den Standard für die mit der Gerechtigkeit assoziierte Gabe, der Frömmigkeit, fest. Seit Marias "fiat mihi" kennt die Gerechtigkeit ihr eigenes Gesicht, wenn ich es so ausdrücken darf. Wenn ich in einen Spiegel schaue, weiß ich, wie lang meine Nase ist. Wenn die Gerechtigkeit auf Maria schaut, weiß sie, in welchem Maße die Gabe der Frömmigkeit mit ihr, der Gerechtigkeit, verbunden ist.

Für uns bedeutet dies, daß auch wir wissen können, was Gerechtigkeit ist, da wir auf Maria als Vorbild schauen. Wir wissen, zu welchen Höhen die Gabe der Frömmigkeit uns emporheben kann. Und auch, wenn wir niemals diese Höhen erreichen werden, so können wir dennoch mit gutem Willen danach streben. Denn auch wir besitzen die Gaben des Heiligen Geistes. Um bei dem Bild zu bleiben: Auch wir können Spiegel der Gerechtigkeit werden. Das Glas unseres Spiegels mag beschmutzt oder gesprungen sein, aber dies bedeutet nicht, daß wir Gott nicht die Ehre erweisen können, auf die er ein Anrecht hat. Es bedeutet nicht, daß unser schmutziges und gebrochenes Glas gar nichts reflektieren kann.

Und noch etwas: Wir sind nun nicht mehr in der Lage, die Gerechtigkeit zum Narren zu halten. Jetzt, wo die Gerechtigkeit sich selbst in Maria gesehen hat und somit weiß, wie sie wirklich ausschaut, wird sie sofort ihr verzerrtes oder verdunkeltes Gesicht erblicken, wenn sie auf uns schaut. Für uns ist es somit besser, unvollkommen aber ehrlich zu sein und nach unseren besten Fähigkeiten Gott und auch den Mitmenschen das zukommen zu lassen, was Ihm und ihnen gebührt, als vorschnell und selbstgerecht anzunehmen, wir hätten irgendeine Stufe der Gerechtigkeit bereits erreicht.


Hier noch ein Link zu einem Eintrag vom Vorjahr mit viel Bildmaterial.

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