Monday, May 31, 2010

Ein Teil der Hektik...

... seitens Organisationen wie "Wir sind Kirche" kommt - glaube ich - auch daher, daß man sich langsam von einem liebgewordenen Universal-Knüppel verabschieden muß:

Das Wort "vorkonziliar" läßt sich immer weniger als Schmuddelkind-Attribut einsetzen. Seit Papst Benedikt XVI die "Hermeneutik der Diskontinuität" der "Hermeneutik der Reform" gegenüberstellte, ist klar, daß Reform eben nicht darauf abzielen darf, sich
    das Wohlwollen der Massenmedien und auch eines Teiles der modernen Theologie
zunutze zu machen. Vielmehr geht es um die
    Erneuerung des einen Subjekts Kirche, die der Herr uns geschenkt hat, unter Wahrung der Kontinuität; die Kirche ist ein Subjekt, das mit der Zeit wächst und sich weiterentwickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das Gottesvolk als das eine Subjekt auf seinem Weg.
Denn (wir zählen fleißig die "Bingo"-s):
    Die Hermeneutik der Diskontinuität birgt das Risiko eines Bruches zwischen vorkonziliarer und nachkonziliarer Kirche in sich [Bingo!]. Ihre Vertreter behaupten, daß die Konzilstexte als solche noch nicht wirklich den Konzilsgeist ausdrückten [Bingo!]. Sie seien das Ergebnis von Kompromissen, die geschlossen wurden, um Einmütigkeit herzustellen, wobei viele alte und inzwischen nutzlos gewordene Dinge mitgeschleppt und wieder bestätigt werden mußten. Nicht in diesen Kompromissen komme jedoch der wahre Geist des Konzils zum Vorschein, sondern im Elan auf das Neue hin, das den Texten zugrunde liege: nur in diesem Elan liege der wahre Konzilsgeist, und hier müsse man ansetzen und dementsprechend fortfahren [Bingo!]. Eben weil die Texte den wahren Konzilsgeist und seine Neuartigkeit nur unvollkommen zum Ausdruck brächten, sei es notwendig, mutig über die Texte hinauszugehen und dem Neuen Raum zu verschaffen, das die tiefere, wenn auch noch nicht scharf umrissene Absicht des Konzils zum Ausdruck bringe [Bingo!]. Mit einem Wort, man solle nicht den Konzilstexten, sondern ihrem Geist folgen [Bingo!]. Unter diesen Umständen entsteht natürlich ein großer Spielraum für die Frage, wie dieser Geist denn zu umschreiben sei, und folglich schafft man Raum für Spekulationen [Bingo!]. Damit mißversteht man jedoch bereits im Ansatz die Natur eines Konzils als solchem [Bingo!]. Es wird so als eine Art verfassunggebende Versammlung betrachtet, die eine alte Verfassung außer Kraft setzt und eine neue schafft [Bingo!].
Wo der Bruch so dermaßen eins auf die Zwölf kriegt, da werden nur ungezogene Kinder weiterhin mit dem Fuß aufstampfen und sagen: "Ich will aber nicht auf Papa hören!" Papa geht unterdessen hin und erklärt, daß der eine Ritus einen zweifachen Usus hat. Papa läßt ein wenig mehr Weihrauch wehen, welcher die Fäden sichtbar macht, die die Katholiken des 21 Jahrhunderts mit ihren Vorfahren über viele Jahrhunderte hinweg verbinden. Papa demonstriert, daß es keinen Bruch gibt, sondern nur Reform unter Wahrung der Kontinuität. Papa zeigt, daß Begriffe wie "vorkonziliar" und "nachkonziliar" besser als zeitliche Angaben zu verstehen sind und nicht als die Grenze, an der sich das Fortschrittliche vom Konservativen trennt.

Das schmerzt, denn das beraubt viele Leute eines 1A-Mundtotmachers. Und das macht sie nervös und hektisch. Denke ich zumindest...

3 comments:

tradi.nl said...

Herr Alipius, sie sprechen mir mal wieder aus dem Herzen. Molto Prima!

Anonymous said...

Als Jurist kann ich zu solchen Konzils-Geisterbeschwörern nur sagen: Herrschaften, probiert solche Argumentationen ja nicht im weltlichen Bereich:

Beim der StVO, beim Strafgesetzbuch, beim Steuerrecht - da gilt NUR das, was drinsteht; nicht etwa das, was sich die Abgeordneten im Plenum beim Aufstehen oder Sitzenbleiben etwa gedacht haben mögen!

Zwetschgerich

outis said...

Lieber Alipius, da treffen Sie den Nagel auf den Kopf. Es ist die pure Panik, die aus diesen WsKlern spricht.
Seit meiner Firmung war ich zwanzig Jahre nur noch zu Beerdigungen und Hochzeiten in der Kirche. Bis ich wirklich durch Zufall (ein katholisch sozialisierter "Atheist" zündet schon mal ein Kerzchen für seine Oma an, wenn keiner es sieht;) es wurden Kommunionsbänke aufgestellt und man bereitete den falschen Altar vor, meine Neugier war geweckt )in eine Messe im außerordentlichen Ritus hineingeriet. Am selben Abend bestellte ich mir das schöne Buch "Der Geist der Liturgie" von Joseph Ratzinger und ich kann mir keinen Sonntag ohne heilige Messe mehr vorstellen (ordentlich oder unordentlich).
Und Papa hat das ganz klar erkannt, dass die Menschen meines Alters sich intensiv damit auseinandersetzen müssen und es sogar gerne tun, wenn sie verstehen wollen was da vor sich geht. Das würde freilich das Ende der jahrzehntelangen Abrissarbeiten bedeuten.Davor haben sie alle Angst, die Reformer, dass das Wissen um die katholischen Glaubensinhalte wieder unters Volk kommen könnte, und sie sich rechtfertigen müssten, für den Unsinn den sie so verhasenhüttln.